Interview mit Vertretern der US-Botschaft in Armenien

Zusammen mit der Journalistin Lia Khojoyan, hat AraraTour US Konsul Frank Tu und Direktor von USAID Karen Hilliard um ein Interview gebeten. Ziel war es heraus zu finden, wie sich Amerikanische Touristen in Armenien fühlen, mit welchen Problemen sie sich konfrontiert sehen und wie sie diese am Besten lösen können. Darüber hinaus haben sich die Gesprächspartner über die Armenische Tourismusbranche geäußert, mit der Bemerkung, dass großes Potential für weitere Entwicklungen vorhanden ist.

Antworten von Konsul Frank Tu:

– Wie bewerten Amerikaner die Sicherheit in Armenien und fühlen sie sich hier wohl?

Amerikaner informieren sich über Bedingungen in anderen Ländern auf unterschiedlichen Webseiten, darunter Travel.State.Gov, eine Seite, die vom Amerikanischen State Department betreut wird, und Details zu Ländern weltweit enthält. Jährlich verfasst mein Büro diese Informationen und bringt sie auf den neuesten Stand. Hierfür wenden wir uns an unsere Kollegen aus der Botschaft um alle öffentlich verfügbaren Details der Armenischen Behörde zusammen zu sammeln. Dies beinhaltet jede Art von Vorfällen, über die wir bescheid wissen.
Bezüglich der Kriminalstatistik, bin ich froh sagen zu können, dass die Rate für Armenien relativ niedrig ist.

– Welche Art von Beschwerden erhalten sie von Touristen?

Einige Amerikanische Investoren haben über Streitereien über Grundbesitz berichtet. Sie haben juristische Schritte einleiten müssen, die auf lange Sicht nicht erfolgreich ausgegangen sind.

– Wie hat sich die Visabefreiung auf den Tourismusstrom ins Inland ausgewirkt?

Ich bin überzeugt, dass der neue Komfort viele Touristen überzeugen wird ins Land zu reisen. Die Verordnung ist mit 1. Jänner 2015 in Kraft getreten, deshalb liegen uns hierfür noch keine offiziellen Daten vor.

In welchen Fällen und bei welchen Problemen wenden sich Amerikaner an die Botschaft? Wie laufen Prozedur und Bürokratie ab?

Der Großteil der Amerikaner reist ohne Probleme nach bzw. aus Armenien ein/aus. Die meisten Amerikaner, die in die Botschaft kommen sind Armenische Amerikaner, die in Amerika wohnen. Sie kommen oftmals um ihren Pass zu erneuern. Die Neuausstellung ist ein einfacher Prozess. Nach der online Terminabmachung mit der Amerikanischen Bürger Service Unit, bringt der Amerikaner das Formular, Passfoto und den aktuellen Pass vorbei. Innerhalb von 14 Werktagen gelangt der neue Pass in der Botschaft ein, wo ihn der Antragsteller abholen kann. Selbstverständlich bleibt der aktuelle Pass bis zur Neuausstellung bei dem Inhaber. Nach Ankunft des neuen Passes wird der alte ungültig gemacht. Dieser kann als Ausweis oder Andenken behalten werden. Viele Amerikaner in Armenien fragen uns wie sie ihrer Familie helfen können in die USA zu emigrieren. Der Immigrationsprozess ist transparent und klar. Alle Schritte sind einfach verständlich auf der Seite travel.state.gov angeführt.

Antworten von der Direktorin Karen Hilliard von USAID Armenia Mission:

– Welche Verbesserungsmöglichkeiten gibt es in Armenien um einen Besuch für Amerikaner attraktiver zu machen?

Die Entwicklung von Tourismus ist ein langes Vorhaben, das die Hingabe und Kollaboration von Öffentlichkeit und Privatwirtschaft bedarf. Der Armenische Tourismus hat über die letzten 10 Jahre hinweg einen signifikanten Wachstum hingelegt und macht ca. 5% des BIP aus. Trotzdem ist Armeniens Markt immer noch sehr schmal. Das Angebot basiert auf dem einzigartigen kulturellem Erbe, starker Traditionen als erstes Christliches Land, einer Vielzahl an mittelalterlichen Kirchen, Klöstern und Festungen und einer spektakulären Landschaft, die besonders für Abendteurer und Wanderer interessant ist. Der globale Markt wächst konstant und sucht nach neuen Destinationen, die einzigartige Reisen und Erlebnisse bieten. Bei der riesen Auswahl in der Welt, muss es für Ausländer und Investoren deutlich gemacht werden, warum man sich dafür entscheiden sollte Armenien zu besuchen, vor Ort zu investieren, dort zu arbeiten oder leben. Um ein konkurrierendes und attraktives Ziel am internationalen Markt zu sein, muss sich Armenien kritischen Herausforderungen stellen. Wie z.B. eine begrenzte Anzahl an Sehenswürdigkeiten, hohe Flugpreise und limitierte Einreiseoptionen, schlechte Straßen, begrenzte Englischsprecher außerhalb Eriwans und eine begrenzte Auswahl an qualitativen, leistbaren Hotels. Armenien muss sich als sicheres und stabiles Land für Touristen, Unternehmer und Investoren präsentieren. Das Fokussieren auf die Verbesserung von Kundebetreuung, besseres Kundenservice und der Ausbau an Infrastruktur um wesentliche kulturelle und religiöse Sehenswürdigkeiten würde maßgeblich Armeniens Position als interessantes Urlaubsziel stärken.

– Wird Armenien positiv als eine Touristendestination wahr genommen?

Die touristische Wahrnehmung eines Landes wird durch Produkte, Dienstleistungen und Erfahrungen geprägt. Ich finde, dass Armenien seinen Besuchern viel zu bieten hat. Darunter seine reiche Kultur, Geschichte und köstliches Essen. Wir unterstützen den Armenischen Tourismus seit über 15 Jahren indem wir versuchen die Qualität der Dienstleistungen zu verbessern, weitern das Ländermarketing aus und arbeiten an den Fähigkeiten der Mitarbeiter. Ein Beispiel der USAID Unterstützung ist, dass beispielsweise die Luftfahrregelung angepasst wurde, wodurch die bilateralen Flugabkommen mit mehreren Ländern neu verhandelt wurden. Diese Reform hat zu einem 30%igen Anstieg des Flugverkehrs in 2014 beigetragen, wodurch der Weg für mehr Handel, Tourismus und Investitionen geebnet wurde. Wir haben Großteils die Stiftung „Competitiveness Foundation of Armenia“ unterstützt um eine Marke zu kreieren, durch die sich das Land global betrachtet von anderen unterscheidet. Eine starke Marke und kreative Präsentation hilft es Armeniens Wert zu kommunizieren und sich von anderen Mitstreitern zu unterscheiden.

– Wenn Sie nicht bei der Botschaft angestellt wären, wäre Armenien für Sie eine attraktive Destination?

Ich war immer von antiker Geschichte fasziniert und habe mich für Archäologie interessiert, daher ja, Armenien wäre für mich ein spannendes Urlaubsziel. Die Frage ist natürlich, wie komme ich hier her. Zurzeit sind die Flugverbindungen nach Europa und den USA wenig zufriedenstellend. Mit der Einführung der neuen Luftfahrtregelung, wird sich die Situation für die An- und Abreise ändern um die Strecke günstiger und weniger Zeit konsumierend zu gestalten. Zusätzlich glaube ich, dass Armenien sich viel mehr als einzigartige Destination verkaufen muss. Nachdem ich mehr als drei Jahre hier gelebt habe, kenne ich das Land und was es zu bieten hat besser als der Durchschnittsamerikaner.

– Wird die EEC Mitgliedschaft Armeniens den Tourismusmarkt beeinflussen?

Ich verstehe nicht warum sie das sollte. Die Armenische Regierung hat klar gestellt, dass das Land weiterhin seine Interessen gegenüber dem Westen verfolgen wird und diese wirtschaftlich und kulturell stärken möchte. Der Tourismus ist davon nicht ausgenommen.

– Ist es einfach mit Armenischen Bürgern zu kommunizieren? Fällt es leicht innerhalb Armenien zu reisen und wie entwickelt ist die nationale Infrastruktur für den Tourismus?

Ich habe viel Zeit in das Lernen der Armenischen Sprache investiert, für mich hat sich die Kommunikation dadurch vereinfacht. Zusätzlich spricht die jüngere Generation in Eriwan oder anderen größeren Städten Englisch. Für den durchschnittlichen Tourist, der weder Armenisch noch Russisch spricht ist die Kommunikation in ländlichen Gegenden eine Herausforderung. Was den Tourismus angeht, können Verbesserung angestellt werden, wie durch all-inclusive Pakete und geführte Touren, mit englischsprachigen Führern. Praktische Aspekte wie Englische Beschreibungen aller Ausstellungsstücke im National Museum oder bei anderen Sehenswürdigkeiten, genau so wie dreisprachige Menüs in Restaurants tragen ihresgleichen bei, Armeniens Kultur, Geschichte und Küche für Ausländer zugänglicher zu machen.

In Sachen Logistik und Fortbewegung gibt es Verbesserungen. Der Bau großer Autobahnen und Schnellstraßen, sowie die Ausbesserungen wichtiger Verbindungsstraßen fördert Tourismus. In Wahrheit jedoch findet man sich damit ab auf schlechten Straßen zu fahren und Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen.
Auch die eigentlichen Sehenswürdigkeiten müssen gefördert werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, öffentliche Plätze wie Raststätten und Toiletten zu verbessern.

– Welche Regionen und Sehenswürdigkeiten sind besonders interessant?

Ich kann mich besonders für den Süden begeistern. Ich finde die Gegend entlang der Südstraße wie die Arevi Höhle, Noravank, Uhktasar (nahe Sisian), Karahunj, Chndzoresk und Tatev absolut faszinierend. Die wilden Blumen im Frühling sind unvergesslich. So gesagt, es gibt so unzählig viele bezaubernde Orte wie das alte Caravanserai in Selim.
Im Norden ist es ein Muss Kirchen nahe Alaverdi und Achtala zu besuchen. Und das Grillfest in Achtala darf man auch nicht verpassen!

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